Blausteinsee

 

 

Note „mangelhaft“! Fäkalkeime verschmutzen Badewasser

Eschweiler. Klickt man auf der vom Landesumweltamt bereitgestellten Internetseite www.badegewaesser.nrw.de die „interaktive Badegewässerkarte“ an, so wie dies jetzt die Grünen getan haben, dann erlebt man aus Eschweiler Sicht eine ziemlich böse Überraschung: Dem Blausteinsee wird dort als einzigem Badegewässer in ganz Nordrhein-Westfalen eine „mangelhafte Badequalität in 2012“ attestiert. Und dies ist zum Leidwesen der Grünen offenbar nicht das einzige Problem mit dem Wasser im Blausteinsee.

Egal ob Echtzer See, Dürener Badesee, Barmer See, Badestrand Eschauel, Eiserbachsee oder das Naturerlebnisbad Einruhr: Sie alle und Dutzende weitere Gewässer in der Eifel und dem westlichen Rheinland dürfen sich über drei Sterne und die Bestnote „Ausgezeichnet“ freuen. Nur für den Blausteinsee reicht es nicht einmal für ein „Gut“ oder zumindest für ein „Ausreichend“. Seine mangelhafte Bewertung ist in der Kartenlegende die letzte Stufe vor dem amtlich verordneten Badeverbot.

Die Grünen haben sich prompt beim Gesundheitsamt der Städteregion erkundigt. Eine Sprecherin bestätigte, dass am Blausteinsee-Badestrand im vergangenen und in früheren Jahren mehrfach kritische Werte bei den Coli-Bakterien und den Enterokokken festgestellt worden seien. Wegen seiner hohen Fäkalkeimbelastung habe der vormals als gut eingestufte See die Qualitätsanforderungen der inzwischen verschärften EU-Gewässerrichtlinie bei der jüngsten Begutachtung nicht mehr erfüllen können und sei deshalb herabstuft worden.

Ursächlich für die mangelhafte Wasserqualität ist laut dem Gesundheitsamt wohl vor allem der Wasservogel-Kot, aber auch eine Belastung durch menschliche Fäkalien. Hinzu kommen ungünstige Rahmenbedingungen wie das Fehlen eines natürlichen Zuflusses sowie die Strömungsarmut und eine schlechte Durchlüftung des Sees. Das Gesundheitsamt und die Blausteinsee GmbH haben nach Recherchen der Grünen auf Weisung des Landesumweltamtes inzwischen einen umfangreichen Maßnahmenkatalog erstellen müssen, mit dem die Wasserqualität möglichst bis zum Beginn der Badesaison 2013 nachhaltig verbessert werden soll. Ob geplante Maßnahmen wie ein strikt kontrolliertes Vogelfütterungsverbot greifen und wie schnell das hässliche „,mangelhaft“ aus den Unterlagen gestrichen werden kann, bleibt allerdings abzuwarten.

„Auf diese schmutzige Sache sind wir nur gestoßen, weil wir im Internet eher zufällig auf einer kleinen Karte ein winziges blaues Pünktchen angeklickt haben“, gibt der umweltpolitische Sprecher der grünen Stadtratsfraktion, Dietmar Widell, unumwunden zu. „Wir werden nun aber sehr genau nachfragen, wie lange die Blausteinsee GmbH und die Stadtverwaltung schon Kenntnis von den bedenklichen Messwerten hatten. Sollten die Verantwortlichen bereits während der Badesaison 2012 Bescheid gewusst haben, ohne die Öffentlichkeit und insbesondere die arglosen Badegäste umgehend zu informieren, dann wäre dies ein ziemlich dickes Ding.“

Die Grünen werden nun darauf drängen, dass ab der kommenden Badesaison am See für jedermann deutlich sichtbar auf die mangelhafte Wasserqualität hingewiesen und nötigenfalls auch eine Warnung vor dem Baden im See ausgesprochen wird. So sehen es nämlich die EU-Richtlinien vor. Für die Planungsausschusssitzung am kommenden Donnerstag haben die Grünen eine Anfrage vorbereitet, in der sie eine detaillierte Aufklärung über den Sachverhalt und Informationen über die geplanten Maßnahmen zur Wasserverbesserung einfordern.

Auch weitere Probleme werden nach dem Eindruck der Grünen auf die lange Bank geschoben, unter den Teppich gekehrt oder klein geredet, um die Vermarktung des Sees nicht weiter zu erschweren. So soll der Eisen- und Schwebstoffgehalt des Tagebau-Sümpfungswassers, das permanent in großen Mengen in den Blausteinsee eingeleitetet wird, extrem hoch sein – und zwar so hoch, dass dieses Wasser nach den EU-Bestimmungen ohne vorherige Klärung nicht einmal in einen Fluss wie die Inde eingeleitet werden dürfte. In den zum Baden genutzten Blausteinsee pumpe man es jedoch ungefiltert hinein, ist in Unterlagen der Städteregion nachzulesen.

Unklar ist auch, woher das noch jahrzehntelang benötigte Füllwasser überhaupt kommen soll, wenn RWE die Sümpfungswasserpumpen spätestens 2032 mit dem Ende des Tagesbaus abstellt. Eine bereits im September 2011 von der Stadt in Auftrag gegebene Studie zu dieser Frage liegt den Politikern immer noch nicht vor. Die Untersuchung befinde sich in der „Endredaktion“, sagt die Verwaltung schon seit Monaten. Derweil fragen sich die Grünen, ob da vielleicht auf Zeit gespielt wird, um weitere unangenehme Erkenntnisse unter der Wasseroberfläche zu halten.

Anfrage zum Wasser im Blausteinsee

 

Zurück