Blausteinsee

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Eisen im Wasser: Taucher flüchten, Vegetation leidet

Eschweiler. Nicht der fehlende Parkplatz in Ufernähe, sondern die immer schlechter werdende Wasserqualität ist nach Ansicht der Grünen der Hauptgrund dafür, dass die Taucher dem Blausteinsee in Scharen den Rücken kehren. „Wir verstehen nicht, wie Hermann Gödde als zuständiger Dezernent der Stadt und Geschäftsführer der Blausteinsee GmbH behaupten kann, dass zeitweilige Trübungen des Wassers in der Natur der Sache lägen und dass die Taucher nach wie vor eine sehr gute Sicht hätten“, reagiert Fraktionssprecher Franz-Dieter Pieta auf einen entsprechenden Pressebericht, „Fakt ist vielmehr, dass seit etwa drei Jahren Tagebau-Sümpfungswasser mit einem immer weiter ansteigenden Eisen- und Sulfatgehalt ungefiltert in den See eingeleitet wird. Die Folge ist eine Trübung und Verschlammung, die nicht nur das Tauchvergnügen mindert, sondern auch die Unterwasservegetation massiv schädigt.“

„Ich tauche seit vielen Jahren im See, und eine so schlechte Wasserqualität selbst am Grund des Sees haben wir noch nie gehabt. Der hohe Sedimentanteil zerstört so langsam sie gesamte Fauna im See“, zitieren die Grünen einen Taucher. „In den vielen Jahren, in denen ich im Blausteinsee tauche, habe ich es noch nie erlebt, dass selbst am Grund des Sees die Sicht über Wochen und Monate so schlecht war. Im Normalfall wird die Sicht im Bereich 20 Meter und tiefer extrem gut, aber zuletzt herrschten auch dort Sichtweiten von zwei Meter und weniger“, klagt ein anderer Wassersportler.

Die Taucher ziehen offenbar ihre Konsequenzen und suchen sich andere Reviere. Wie die Eschweiler Zeitung/Eschweiler Nachrichten in ihrer Ausgabe vom 22. Februar 2013 u.a. berichtet, sind die Einnahmen der Blausteinsee GmbH aus den Tauchgebühren von 2009 bis 2012 von rund 84.000 Euro auf 44.000 Euro gesunken. Wurden 2010 noch fast 5000 Tages- und 384 Jahrenkarten verkauft, so waren es 2012 nur noch 3039 bzw. 242 Tickets. Die Verantwortlichen der Stadt machen als "Hauptargument" fehlende Parkmöglichkeiten am Ufer geltend, sprechen von einer nach wie vor sehr guten Sicht fürs Tauchen und tun die Wassertrübung als kleines Randproblem ab.

"Beeinträchtigung der Vegetation"

Um Missverständnisse zu vermeiden: Mit der hohen Fäkalkeimbelastung im Badebereich, die dem Blausteinsee bekanntlich ein „Mangelhaft“ bei der amtlichen Badegewässerbewertung eingebracht hat, hat das neue Problem nichts zu tun.

Ursache ist vielmehr die viel zu hohe Eisenkonzentration im Befüllwasser aus dem Tagebau Inden. Bewegte sie sich zunächst über 15 Jahre hinweg meistens in einem akzeptablen Bereich, so ist sie seit 2009 sprunghaft angestiegen – auf zuletzt mehr als 30 Milligramm pro Liter. Zulässig sind laut Planfeststellungsbeschluss aber nur höchstens drei Milligramm, unter anderem, weil das Eisen bei höheren Werten fürs Auge als Rot-Trübung sichtbar wird. Wasserproben zeigen in der Tat, dass der Seegrund vor allem in der Nähe der Einleitstelle inzwischen von einer rund 15 Zentimeter dicken, rotbraunen Schlammschicht überzogen ist. Pieta: „Angesichts dieser Fakten ist es blauäugig, den fehlenden Parkplatz als Hauptproblem darzustellen. Wir sehen vielmehr einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Verschlechterung der Wasserqualität seit 2009 und dem ebenfalls seit 2009 zu beobachtenden extremen Rückgang der Taucherzahlen.“

Mindestens ebenso schlimm wie Tatsache, dass der See als Tauchrevier immer unattraktiver wird, sind für die Grünen die ökologischen Folgen der Eisenbelastung. Dieses Problem war auch bei der Aufstellung des Landschaftsplanes ein Thema. „Die in den Blausteinsee einfließenden Sümpfungswässer aus dem Braunkohlentagebau führen erhebliche Feinsedimentstoffe, insbesondere Eisenoxid dem Gewässer zu. Folge sind Trübungen und Beeinträchtigungen der Unterwasservegetation sowie der dort lebenden Tiere“, heißt es in einer Stellungnahme der Städteregion, die zudem darauf hinweist, das derart belastetete Sümpfungswässer in Flüsse wie die Inde nur nach vorheriger Reinigung abgeleitet werden dürfen. „In den Blausteinsee werden sie hingegen ungeklärt eingeleitet“, so die Städteregion, „die Einleitung soll daher hinsichtlich der Qualität überprüft werden.“

GmbH-Konstrukt prüfen

Einen Teil ihrer Informationen haben die Grünen übrigens einem Gutachten entnommen, das die Blausteinsee GmbH selber in Auftrag gegeben hat. Daraus ergibt sich auch die Frage, ob dem See langfristig sogar eine gefährliche Übersäuerung droht. „Statt viel Geld für einen Parkplatz zu verpulvern, sollten die Stadt und die GmbH endlich öffentlich erklären, was sie für die viel wichtigere Verbesserung der Wasserqualität zu tun gedenken. Die Maßnahmen zur Senkung der Keimbelastung reichen nicht aus; auch das Eisenproblem muss angepackt werden“, fordern die Grünen, die auch wissen wollen, weshalb das von RWE Power gelieferte Wasser zuletzt so schlecht geworden ist. Vielleicht habe das ja auch damit zu tun, dass sich die ständig klamme See GmbH die Pumpkosten seit Jahren stunden lässt, so dass inzwischen Verbindlichkeiten in satter sechsstelliger Höhe aufgelaufen sind.

„Dieses ganze GmbH-Konstrukt gehört auf den Prüfstand“, meinen die Grünen, „man kann einer solchen Gesellschaft nicht alle möglichen Aufgaben aufbürden, ohne für eine entsprechende finanzielle Ausstattung zu sorgen. Immer wieder – beispielsweise auch in Zusammenhang mit der nach wie vor nicht installierten Bojenkette zur Absicherung des Naturschutzbereiches – hören wir, dass die GmbH ihren Verpflichtungen auf ökologischem Gebiet wegen Geldmangel nicht im wünschenswerten Umfang nachkommen kann. So kann es nicht weitergehen, wenn unser für Wassersportler und Naturfreunde so schöner Blausteinsee nicht vollends den Bach runtergehen soll.“

 

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