Die Grünen sind zwar enttäuscht, aber nicht entmutigt

In Eschweiler rutschen wir auf 4,7 Prozent ab und verlieren zwei Ratsmandate

 

Partystimmung sieht anders aus: Der Wahlabend in der Gaststätte Lersch verlief für die Grünen enttäuschend.

Das war kein guter Abend für die Eschweiler Grünen. Nachdem die Wahllokale geschlossen hatten, traf sich der harte Kern des Ortsverbandes am Sonntagabend (14. September) in der Gaststätte Lersch, um die nach und nach einlaufenden Ergebnisse der Kommunalwahlen zu sichten. Bei der Stadtratswahl mussten die Grünen am Ende laut dem vorläufigen amtlichen Ergebnis einen Verlust von 3,2 Prozent und zwei Ratsmandaten verdauen.

Der erste Dank von Spitzenkandidat Dietmar Widell gilt den 1177 Eschweiler Menschen, die dem landesweiten Abwärtstrend getrotzt und dennoch oder gerade deswegen grün gewählt haben. Zudem bedankte er sich beim Wahlkampfteam der Partei, das sich über Monate hinweg tatkräftig engagiert, ein umfangreiches Wahlprogramm erarbeitet, Flyer gestaltet, Plakate gehängt und an Infoständen in der Grabenstraße für mehr Grün in Eschweiler gekämpft hatte.

Im neuen Stadtrat sind die Grünen künftig nur noch mit zwei Stadtverordneten vertreten. Dietmar Widell und Joachim Röhrig richten sich bereits auf harte Oppositionsarbeit ein und lassen sich bei aller Enttäuschung keineswegs entmutigen. „Es ist schon traurig, dass man in unserer Stadt mit Themen rund um Klima-, Umwelt- und Naturschutz derzeit offenbar kaum punkten kann“, sagt Dietmar Widell, der aber trotz allem kämpferisch bleibt: „Heute ist nicht alle Tage. Wir bleiben am Ball und werden uns auf lokaler Ebene weiterhin für mehr Klimagerechtigkeit einsetzen, ohne andere lokalpolitische Themen aus dem Blick zu verlieren.“

In den vergangenen fünf Jahren hatten die Grünen in Eschweiler mit der SPD die Ratsmehrheit gebildet und sich gemeinsam den enormen Herausforderungen der Flut vom Juli 2021 gestellt. Das ist nun vorbei, weil die SPD noch herbere Verluste hinnehmen musste und gleich neun ihrer bislang 23 Mandate verlor. Auch für Rot-Rot-Grün, worauf einige Optimist*innen gehofft hatten, reicht es nicht. Die einzige realistische Option ist nach Einschätzung des neuen grünen Ratsmitglieds Joachim Röhrig ein Bündnis von CDU und SPD, die es gemeinsam auf 30 von 50 Mandaten (plus Bürgermeister*innen-Stimme) bringen.

Neben den Grünen werden wohl auch die Basis (drei Sitze), die Linke (zwei Sitze), die Freien Wähler (zwei Sitze), die FDP (ein Sitz) und die AfD (zehn Sitze) den „Großen“ (CDU 16 Sitze, SPD 14 Sitze) tüchtig Dampf machen.

Ein schwaches Ergebnis von nur 2,4 Prozent musste Dietmar Widell bei der Bürgermeister*innenwahl verkraften. Er hatte sich aber ohnehin keine großen Chancen ausgerechnet und war im Wahlkampf in erster Linie als Teamplayer angetreten, um die  Direktkandidat*innen der Grünen in den 25 Eschweiler Wahlbezirken für den Stadtrat zu unterstützen.

Das wurde zumindest punktuell belohnt. Die Top-Ergebnisse aus grüner Sicht holten Birgit Kolewa (7,79 Prozent in der Waldsiedlung), Ortsverbandssprecherin Gaby Pieta (6,85 Prozent im Gebiet Jägerspfad), Hanifa Kur Ahmad (6,72 Prozent im Stadtzentrum), Dietmar Widell (5,96 Prozent in Bergrath-Nord) sowie Sabina Schröteler (ebenfalls 5,96 Prozent in Hastenrath, Scherpenseel und Volkenrath).

Bei der Bürgermeister*innnenwahl gehen SPD-Amtsinhaberin Nadine Leonhardt (28,2 Prozent) und CDU-Herausforderer Patrick Nowicki (38,6 Prozent) am 28. September in den Stichkampf. „Ob wir unseren Anhängerinnen und Anhängern eine Wahlempfehlung aussprechen, entscheiden Ortsverband und Fraktion in den nächsten Tagen“, kündigt Dietmar Widell an.

Das Ergebnis der AfD (18,8 Prozent, zehn Ratsmandate) wurde von allen demokratischen die Parteien mit Erschrecken zur Kenntnis genommen. Jegliche Zusammenarbeit mit den Rechtsaußen-Leuten schließen die Eschweiler Grünen weiterhin aus.

Ortsverbandssprecherin Gaby Pieta rückt das AfD-Ergebnis denn auch ein wenig zurecht: „So schlimm die 18,8 Prozent für Rechtspopulisten auch sind: Acht von zehn Eschweiler Wählerinnen und Wählern - genau 81,2 Prozent - haben auch diesmal eine der demokratischen Parteien und Gruppen gewählt. Diese immer noch deutliche Abgrenzung ist gut, muss in den nächsten Jahren aber wieder noch größer werden. Wir Grüne werden uns jedenfalls weiter für ein demokratisches, friedliches Miteinander aller in Eschweiler lebenden Menschen und gegen Ausgrenzung und Rassismus einsetzen.“          

 

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