Grüne auf der Indeschau

Energiewende beschert lokalem Handwerk Aufträge

Eschweiler. Was halten Eschweiler Handwerker von der Energiewende? Diese Frage stand im Mittelpunkt, als eine Delegation der Grünen, an der Spitze Ratsfraktionssprecher Franz-Dieter Pieta, am Stadtfest-Wochenende die Indeschau auf dem Marktplatz besuchte. Wir führten interessante Gespräche unter anderem mit Tischlern, Dachdeckern und Heizungsbauern und erfuhren unter anderem, dass die Leute vom Fach der staatlichen Förderung von Maßnahmen zur energetischen Gebäudesanierung zum Teil durchaus skeptisch gegenüberstehen. Einige Handwerker bestätigten aber auch, dass ihnen das wachsende Energiekostenbewusstsein zusätzliche Aufträge einbringe.

 

„Wir verzeichnen eine steigende Anzahl von Kunden, die sich neue Fenster in erster Linie einbauen lassen, um Energie einzusparen – und das, obwohl ihre alten nach 15 oder 20 Jahren vom Material her eigentlich noch in Ordnung sind. Aber die Aussicht, den Energieverbrauch im Haus dank modernster Verglasung und Isolierung um zehn oder mehr Prozent zu senken, ist angesichts der hohen Öl- und Gaspreise natürlich verlockend. So gesehen profitieren wir als örtlicher Handwerksbetrieb durchaus vom wachsenden Energiekostenbewusstsein der Leute“, freut sich Frank Hoffmann von der Röher Tischlerei Nießen. An deren Stand startete eine Delegation der Eschweiler Grünen mit Fraktionssprecher Franz-Dieter Pieta an der Spitze am Stadtfest-Wochenende ihren Rundgang über die Indeschau auf dem Marktplatz.

Ahnliche Erfahrungen wie Frank Hoffmann macht Dachdeckermeister Willi Sokolowsky. Eine effiziente Dachdämmung sei nicht zuletzt im Zuge der Energieeinsparverordnung zu einem wichtigen Thema für Hausbesitzer geworden. „Und zum Energiespareffekt hinzu kommt ja noch die mit einer Modernisierung verbundene Wertsteigerung der Immobilie“, so Sokolowsky, „abgesehen davon steigert ein gut gedämmter Dachboden das Wohlgefühl der Hausbewohner unheimlich.“

Die beiden Handwerker raten Hausbesitzern allerdings dazu, sich bei Modernisierungen gut beraten zu lassen und sich nicht auf schnelle Haustürgeschäfte einzulassen, bei denen oft zu viel versprochen werde. Eine hocheffiziente Dreifachverglasung der Fenster etwa sei zwar in Neubauten oft sinnvoll, könne sich in alten Häusern mit dünnen Mauern im Nachhinein aber als nutzlos oder gar schädlich erweisen. Denn wenn die Fenster viel dichter sind als das Mauerwerk drumherum, kann es zu Lüftungsproblemen und Schimmelbildung kommen. „Mit einer Einfachverglasung sollte sich heute niemand mehr begnügen“, betont Frank Hoffmann, „aber gerade in Altbauten ist man mit einer Standard-Isolierverglasung manchmal besser bedient als mit der teuren Dreifach-Variante.“

Auch komme es stets auf ein stimmiges Gesamtkonzept an, ergänzt Willi Sokolowsky. „Neue Fenster oder eine neue Dachdämmung sind nur einzelne Bausteine, die allein nicht unbedingt viel bringen. Ob dazu auch etwas an der Fassade, am Mauerwerk oder an der Heizung getan werden sollte, muss individuell geprüft werden.“

Apropos Heizung: Dass in vielen Häusern immer noch „20 oder 25 Jahre alte Dreckschleudern“ herumstehen, ärgert Stephan Janßen von der Sanitär- und Wärmetechnik-Firma Kaever sehr. Letztendlich habe es auch die Politik zu verantworten, dass Hausbesitzer Investitionen in diesem Bereich auf die lange Bank schieben. „Wenn zum Beispiel immer mal wieder Schlagworte wie Abwrackprämie für alte Heizkessel in die Diskussion geworfen werden, darf man sich nicht wundern, dass die Leute erst mal zögern. Irgendwann könnte ja vielleicht mal eine staatliche Förderung winken.“ Von solchen Abwrackprämien hält Janßen im Übrigen wenig. „Das bringt dem Handwerk nur einen kurzen Boom und anschließend einen umso größeren Einbruch.“

Auch das ewige Hin und Her etwa bei der Solarförderung sei letztendlich kontraproduktiv. „Viele Kunden haben da mittlerweile einen Tunnelblick entwickelt“, so Janßen, „es wird fast nur noch darauf geguckt, wie viel Förderung man gerade für welche Maßnahme einstecken kann. Ich würde mir hier von der Politik klare Ansagen wünschen, auf die man sich langfristig verlassen kann. Vor allem aber muss sich bei den Bürgern wohl ein noch stärkeres Bewusstsein für einen nachhaltigen Umgang mit Energie entwickeln. Es ist nämlich gerade in unserem Metier vieles machbar, was einerseits gut für die Umwelt ist und was sich andererseits über kurz oder lang auch ohne staatliche Förderung rentiert.“ Janssen führt ein einfaches Beispiel an: „Wer seine rund um die Uhr laufende alte 60-Watt-Heizungspumpe gegen eine intelligent gesteuerte Hocheffizienzpumpe austauscht, spart dauerhaft Energie ein und hat die Umrüstungskosten schon nach ein paar Jahren wieder raus.“

Bild: Themen rund um die Energiewende besprach Grünen-Fraktionssprecher Franz-Dieter Pieta (M.) auf der Indeschau mit Dachdecker Willi Sokolowsky (l.), Tischler Heinz Nießen und anderen Eschweiler Handwerksmeistern.

Zurück