Kunstrasenplatz Hastenrath

 

 

450.000 Euro sollen fließen: Viele Fragen an die Fußballer

Eschweiler. Ein ganzes Paket an Fragen haben die Grünen mit Blick auf den Kunstrasenplatz-Antrag des SV Nothberg und des FC Preußen Hastenrath geschnürt. Beide Vereine planen eine Fusion, erheben es aber zur „Bedingung“, dass der Hastenrather Tennenplatz schon im kommenden Jahr den neuen Belag bekommt und dass die Stadt die Kosten in Höhe von mindestens 450.000 Euro komplett übernimmt.

Zum Antrag Kunstrasenplatz

Die Vereine gehen in ihrem Antrag fest davon aus, dass sich die Investition durch einen Verkauf des nach der Fusion nicht mehr benötigten Nothberger Sportplatzes als Wohnbauland „komplett refinanzieren“ lässt. Da sind sich die Grünen nicht so sicher.

Der grüne Fragenkatalog, den die Verwaltung bis zu den Haushaltsberatungen abarbeiten soll, ist lang: Gibt es in Nothberg überhaupt genügend Nachfrage nach weiteren Baugrundstücken, nachdem gerade erst ein neues Baugebiet für 35 Häuser am Friedhof auf die Schiene gebracht worden ist? Wie hoch sind die Netto-Erlöse, die mit der Vermarktung des Sportplatzgeländes unterm Strich erzielt werden können, und wie lange wird es dauern, bis dieses Geld tatsächlich in Stadtkasse fließt? Was wird aus dem vom Verein jahrelang vehement geforderten nagelneuen Nothberger Sportheim, in dem mehr als 250.000 Euro Steuergeld stecken und das der Klub nun kurz nach der Einweihung schon wieder verlassen will? Muss die Stadt womöglich Zuschüsse aus dem Konjunkturpaket II zurückzahlen, wenn das Gebäude künftig anders oder womöglich gar nicht mehr genutzt wird? Welche zusätzlichen Umbau- und Folgekosten fallen an, wenn das Heim – wie von Bürgermeister Rudi Bertram ins Gespräch gebracht – in eine wie auch immer geartete „Wohngruppe“ oder „eine Begegnungsstätte nach dem Vorbild in Eschweiler-Ost“ umgewandelt wird? Und gibt es in Nothberg überhaupt Bedarf an solchen Einrichtungen?

Vor einer Entscheidung über die unter den Vorzeichen des Haushaltssicherungsrechtes nicht unproblematische freiwillige Investition in einen Kunstrasen fordern die Grünen eine transparente und realistische Gesamtkalkulation. Darin sollen sämtliche auf die Stadt zukommenden kurz- und langfristigen Einnahmen, Ausgaben und Folgekosten einbezogen werden. Die anderen Fraktionen werden davor gewarnt, ein gutes halbes Jahr vor der Kommunalwahl die Spendierhosen anzuziehen. „In der vagen Hoffnung auf mögliche Einnahmen in fernerer Zukunft erhebliche Ausgaben in der Gegenwart zu tätigen, entspräche nicht den Grundsätzen einer verantwortungsvollen und vorausschauenden kommunalen Finanzplanung“, betont Fraktionssprecher Franz-Dieter Pieta. Das geht im Moment vor allem in Richtung CDU, die den Vereinen bereits Unterstützung zugesagt und – ohne dass überhaupt verlässliche Zahlen vorliegen – schon davon gesprochen hat, dass sich der Kunstrasen durch Einsparungen und Einnahmen an anderer Stelle schnell refinanzieren würde.

Und noch etwas stößt den Grünen sauer auf: „Die Vereine bezeichnen es wörtlich als Bedingung für ihre geplante Fusion, dass die Stadt die Kosten für den Kunstrasenplatz vollständig übernimmt, und zwar bereits im Jahr 2014. Hier stellen wir zunächst fest, dass die geplante Fusion in erster Linie ein ureigenes Interesse der Vereine selbst und nicht der Stadt Eschweiler ist. Zudem halten wir fest, dass beide Vereine nach eigenem Bekunden sehr erfolgreich bereits die Zusammenlegung ihrer Jugendabteilungen vollzogen und auch die Kooperation mit der Grundschule Bohl schon jetzt vereinbart haben. Diese zweifellos lobenswerten Fortschritte waren offensichtlich auch ohne Kunstrasenplatz möglich. Dass der kurzfristige Bau eines komplett von der Stadt finanzierten Kunstrasens nun zur Bedingung für die weiteren Fusionsschritte erhoben wird und dass Stadtverwaltung sowie Politik damit unter erheblichen Zeitdruck gesetzt werden, bedarf einer plausiblen Begründung seitens der Vereine“, heißt es im Antrag der Grünen.

Sie verweisen zudem darauf, dass die Vereine zwar die Einsparungen durch künftig wegfallende Tennenplatzsanierungen anführen, nicht aber die Folgekosten, die auch ein Kunstrasen mit sich bringt. In diesem Zusammenhang zitieren die Grünen aus der Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten vom 6. April 2013: Zehn bis 15 Jahre „hält laut Angaben der Hersteller die künstliche Spielfläche. Manchmal aber auch nicht. Die Stadt Aachen lässt gerade die Spielfläche von Hertha Walheim austauschen. Der Kunstrasen dort hielt gerade einmal sieben Jahre. Die Entsorgung eines Kunstrasenplatzes kostet heute nach Auskunft von Sportplatzbauern je nach Größe des Spielfeldes zwischen 25.000 und 35.000 Euro. Eine neue Spielfläche inklusive Sand und Gummigranulat schlägt mit 170.000 bis 250.000 Euro zu Buche. Das macht gesamt eine Summe von 195.000 bis 285.000 Euro, die Verein oder Kommune alle zehn bis 15 Jahre für eine Kunstrasenspielfläche ausgeben müssen. Sollte auch noch die untere Tragschicht des Fußballplatzes erneuert werden müssen, kann sich diese Summe verdoppeln.“ Auch diese Zahlen müssten in die Gesamtkalkulation einfließen, fordern die Grünen.

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