Oliver Krischer möchte "den Struktwandel mutiger und entschlossener anpacken"

Rund 30 Gäste – darunter eine erfreuliche Anzahl von Erstbesuchern ohne Parteibuch – begrüßte der stellvertretende Ortsverbandssprecher Dietmar Widell am Mittwoch im Lokal „Bei Linda und Pascal“ zu einem informativen Diskussionsabend mit Oliver Krischer, unserem Kandidaten für die Wahl des Städteregionsrates am 4. November.

Der 49-jährige Bundestagsabgeordnete aus Düren begann seinen Einführungsvortrag mit einer Erinnerung an seine Schulzeit: „Da war der alte Kreis Aachen mit Verweis auf den aussterbenden Steinkohlebergbau im Erdkunde-Altlas noch als altindustrialisierte Randregion gekennzeichnet. Niemand würde die Städteregion heute noch so einstufen. Damals haben wir den Ausstieg aus der Steinkohle geschafft, und jetzt können wir auch den bevorstehenden Ausstieg aus der Braunkohle erfolgreich bewältigen.“
Wohin die Reise gehe, zeigten etwa die Ansiedlungen von Streetscooter und E.Go und das Wachstum des Forschungszentrums Jülich. RWE verliere als Arbeitgeber zusehends an Bedeutung. „Zwei Drittel der Beschäftigten gehen bis 2030 ohnehin in den Ruhestand, der Rest wird beispielsweise in der Rekultivierung und dem Rückbau der Kraftwerke noch länger gebraucht. Und es ist ja nicht so, als gäbe es in der Region ohne Kohle keine Arbeitsplätze. Im Gegenteil: In vielen Branchen werden händeringend Auszubildende und Fachkräfte gesucht.“ 
Es gelte allerdings, keine Zeit zu verschwenden. Schließlich rücke das Ende in großen Schritten näher. Betrachte man nur das Gebiet der Städteregion, so stehe jetzt schon unwiderruflich fest, dass die Braunkohle-Ära im Aachener Raum mit der Schließung des Kraftwerks Weisweiler und dem Auslaufen des benachbarten Tagebaus Inden in spätestens  zehn, zwölf Jahren vorbei sei. Was die Zukunft des Kraftwerks Weisweiler angeht, brachte Krischer die Idee ins Gespräch, in freiwerdenden Gebäuden große Energiespeicher-Anlagen unterzubringen.
„Wenn man die Dauer von regionalen Planungsprozessen kennt, sind zehn Jahre keine lange Zeitspanne. Wir sind eher spät als früh dran.“ Als Städteregionsrat wolle er den Transformationsprozess deshalb deutlich mutiger und entschlossener vorantreiben als dies die städteregionale Verwaltungsspitze bislang getan habe.
Ein Punkt sei beispielsweise eine bessere Förderung von Photovoltaik auf Hausdächern. Er selbst produziere fast seinen gesamten Strombedarf von rund 4000 Kilowattstunden selbst, obwohl seine Anlage schon fast 20 Jahre alt sei. „Die modernen Anlagen schaffen mehr, und es gibt in der Städteregion noch viele freie Dächer. Eine meiner Visionen lautet, dass im Jahr 2030 auf jedem geeigneten Dach Photovoltaik installiert ist.“
Überhaupt gebe es unter dem Stichwort „Ressourcenschonendes Bauen“ noch reichlich unausgeschöpftes Potenzial. Hier könne die Städteregion über eine unabhängige Bauherren-Beratung beispielsweise darüber aufklären, wie Häuser ganz ohne konventionelle Heizung geplant werden.
Ein weiterer Schwerpunkt in Krischers Programm ist die Förderung des kommunalen Wohnungsbaus. Bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, sei neben der Energiewende eine der zentralen Herausforderungen in der Region. Der Beschluss der Städteregion, Teile des Erlöses aus dem Verkauf von RWE-Aktien in den gemeinnützigen Wohnungsbau zu investieren, sei zumindest ein erster richtiger Schritt gewesen.
Unabdingbar sei aber auOliver Krischer und Dietmar Widellch eine Verkehrswende mit deutlich stärkerer Förderung und umfangreichem Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Hier schwebt Oliver Krischer u.a. die Einführung eines Ein-Euro-Tickets in der gesamten Städteregion vor.
Der Wahl am 4. November blickt der Grünen-Kandidat zuversichtlich entgegen – auch wenn seine Abschlussbemerkung scherzhaft gemeint war: „Die Frage ist eigentlich nur noch, ob ich in die Stichwahl muss oder nicht.“

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