Holten die Taucher aus acht Metern Tiefe noch fast glasklares Wasser hervor, so war die Probe aus 20 Metern schon deutlich sichtbar getrübt. Vom Grund des Sees in 27 Metern Tiefe brachten Grobe und Crott schließlich ein Fläschchen mit einer völlig undurchsichtigen rotbraunen Brühe mit. „Das ist nicht etwa eine Bodenprobe aus Sand und Schlamm, sondern tatsächlich Wasser aus einer mittlerweile mindestens armtiefen Schicht, die sich über den festen Grund gelegt hat“, betont Michael Crott. Er wundert sich nicht darüber, dass sich die Zahl der verkauften Tauchkarten in den vergangenen zwei, drei Jahren fast halbiert hat: „Heute war die Sicht sogar noch überraschend gut, doch in größeren Tiefen kann man auch mit starken Scheinwerfern oft keine zwei Meter weit gucken.“ Sportkamerad Markus Grobe ist früher oft aus Rheinland-Pfalz zum Tauchen nach Eschweiler gekommen. „Inzwischen lohnt sich die lange Anreise nicht mehr. Man sieht ja kaum noch etwas.“
Bedenklich ist aus Sicht der Grünen vor allem, wie die Taucher die Unterwasservegetation beschreiben. „Da unten am Grund, der früher von Seegras überzogen war, ist nichts Grünes mehr zu finden“, malt Crott ein trauriges Bild, „aller Gewuchs geht unter dieser immer dicker werdenden Sedimentschicht kaputt. Man sieht auch kaum noch Fische. Drei Krebse habe ich heute entdeckt – zwei tote, einen lebendigen.“
Trotzdem legte der städtische Beigeordnete Hermann Gödde dem Planungsausschuss noch vor wenigen Tagen wieder ein Papier auf den Tisch, in dem einmal mehr von einer „insgesamt guten bis sehr guten Wasserqualität“ die Rede ist. Als Beleg wird die Existenz seltener Armleuchteralgen angeführt, die „Bioindikatoren für eine gute Wasserqualität“ seien. Nach den aktuellen Beobachtungen von Tauchern sind aber auch diese Algen inzwischen fast verschwunden.
Die Grünen sehen sich in ihrer Vermutung bestärkt, dass das Sümpfungswasser aus dem Tagebau Inden, das RWE Power in großen Mengen in den See pumpt, früher vielleicht in Ordnung war, heute aber mit zu viel ungelöstem Eisen und zu vielen Schwebstoffen belastet ist. Ein Gutachten über den Eisengehalt des Füllwassers weist in der Tat drastisch gestiegene Werte aus. Auch in Unterlagen der Städteregion ist davon die Rede, dass das Sümpfungswässer aus dem Braunkohlentagebau dem Gewässer „erhebliche Feinsedimentstoffe, insbesondere Eisenoxid zuführt. Folge sind Trübungen und Beeinträchtigungen der Unterwasservegetation sowie der dort lebenden Tiere.“
„Wir wollen den Blausteinsee nicht schlecht reden“, betont Grünen-Sprecher Franz-Dieter Pieta, „im Gegenteil: Wir sind entschieden dafür, die nicht mehr zu übersehenden Probleme endlich entschlossen anzupacken, nach Lösungen zu suchen und den See wieder in einen besseren Zustand zu versetzen. Das käme sowohl den Tauchern als auch der Tier- und Pflanzenwelt im See zugute. Wenn Stadtverwaltung und GmbH aber weiterhin auf Kleinreden und Schönfärben setzen, muss man Schlimmes für den Blausteinsee befürchten.“