Teller statt Tonne

 

 

Diese Suppe löffeln wir gerne aus

 

 

Eschweiler. Die Grabenstraße war am 14. September Schauplatz für den wohl genussreichsten Wahlkampfstand, den die Eschweiler Grünen jemals aufgebaut haben. Auf dem Programm stand die Aktion „Teller statt Tonne“ mit unserer Bundestagskandidatin Bettina Herlitzius, dem Team des Eschweiler Ortsverbandes – und vor allem mit Arthur Genten vom Eupener Feinschmecker-Restaurant Delcoeur. Der Küchenmeister aus Ostbelgien zeigte nämlich eindrucksvoll, was man aus nicht mehr ganz perfekten Lebensmitteln, die die Händler und auch viele Verbraucher wegen kleiner optischer Fehler viel zu oft in den Abfall werfen, noch alles zaubern kann. Aus Blumenkohl, Austernpilzen, Paprika, Zwiebeln, Möhren, Spitzkohl und allerlei Kräutern – alles aussortierte Ware eines Aachener Bioladens – bereitete Genten im Laufe des Vormittags fachmännisch gleich drei verschiedene herzhaft-köstliche Gemüsesuppen zu. Zahlreiche Passanten ließen sich gern auf ein Tellerchen einladen und nutzten die Gelegenheit, mit Bettina Herlitzius über grüne Politik zu diskutieren. Unsere Kandidatin kam dabei besonders gern auch auf den Veggie-Day zu sprechen. Handfeste Argumente dafür, dass es auch ohne Fleisch richtig gut schmecken kann, standen schließlich zur direkten Verkostung bereit.

Mit der Aktion „Teller statt Tonne“ wollten die Grünen zeigen, dass man auch Lebensmittel, die nicht mehr ganz dem Schönheitsideal entsprechen, noch prima verwenden und bedenkenlos mit Genuss verzehren kann. Denn in der Regel ist es doch so: Was nicht aussieht "wie gemalt" wandert in die Tonne. Hat der weiße Blumenkohl eine paar graue Stellen, ist die Möhre ein wenig schrumpelig oder die Gurke etwas krumm gewachsen, werden die Sachen oft schon vom Landwirt aussortiert. Wenn nicht, dann wirft der Händler sie weg statt sie ins Regal zu legen, das schließlich von früh bis spät randvoll mit makelloser Ware gefüllt sein soll. Und dort greift viele Verbraucher instiktiv zu den Sachen, die am schönsten aussehen. Haben sie versehentlich doch ein "schlechtes" Teil erwischt, wird es zu Hause ebenso aussortiert wie der Pudding beim Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums.

Die Folge: Hunderte Millionen Tonnen Lebensmittel werden jährlich weltweit verschwendet. Die UNO hat deshalb vor einigen Monaten eine Kampagne gestartet, wie beispielsweise in der "Welt" zu lesen war:

"Mit der Aufforderung "Denke nach. Iss. Spare" richten sich die Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) und das Umweltprogramm (UNEP) vor allem an die Verbraucher, aber auch an den Handel und die Gastronomie sowie die Erzeuger. Verbraucher etwa sollten intelligent einkaufen, empfehlen FAO und UNEP: Sie sollen ihre Mahlzeiten planen und sich Einkaufslisten machen, spontane Käufe vermeiden und auch "komische" Früchte wie krumme Möhren kaufen. Obst und Gemüse würden tonnenweise weggeworfen, weil Größe, Form oder Farbe nicht der Norm entsprächen. Sie seien aber durchaus genießbar. Die größten Verluste entstehen laut UNO aber bei der Produktion von Lebensmitteln - bei der Ernte, der Verarbeitung und der Verteilung.

In einer Welt mit sieben Milliarden Menschen, deren Zahl bis zum Jahr 2050 auf neun Milliarden ansteigen werde, sei die Verschwendung von Essen unsinnig - ökonomisch, ökologisch und ethisch gesehen, erklärte UNEP-Direktor Achim Steiner. FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva richtete seinen Appell besonders an die Industrienationen, wo jedes Jahr 300 Millionen Tonnen Lebensmittel verschwendet würden. Weltweit sind es nach Angaben der beiden Organisationen 1,3 Milliarden Tonnen pro Jahr.

In Industrieländern werden nach Angaben der UNO zwischen 95 und 115 Kilogramm Lebensmittel pro Verbraucher im Jahr verschwendet. In armen Ländern in Afrika, in Süd- oder Südostasien seien es zwischen sechs und elf Kilogramm. Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, die Verschwendung von Lebensmitteln bis zum Jahr 2025 zu halbieren."

„Auch wir wollen das Bewusstsein dafür schärfen, dass wir mit unserem persönlichen Verhalten einen Beitrag gegen Lebensmittelverschwendung leisten können", erklären die Grünen dazu.

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