Umbau Indestraße: Grüne wurden nicht befragt, antworten aber trotzdem (Teil eins)

Der Grundsatzbeschluss des Planungsausschusses, den Innenstadt-Abschnitt der Indestraße zu Gunsten von Fußgänger*innen und Radfahrer*innen umzubauen, sorgt für viel Wirbel im Städtchen. Grünen-Fraktionssprecher Dietmar Widell beantwortet dazu nun Fragen, die die Lokalzeitungen ihm nicht gestellt haben.

Mit gut 80-prozentiger Mehrheit hat sich der Fachausschuss des Stadtrats dafür ausgesprochen, dass es auf der Indestraße im Abschnitt zwischen Kochsgasse und Bergrather Straße künftig statt vier nur noch zwei Spuren (plus Abbiegespuren) für den motorisierten Verkehr geben soll - dafür aber viel mehr Platz für bessere Fuß- und Radwege sowie für mehr Grün. Vor allem in den „sozialen“ Medien wird nun heftig Stimmung gegen diese Pläne gemacht.
Die Gegner*innen berufen sich dabei vor allem auf eine völlig untauglich konzipierte Online-Umfrage der Eschweiler Zeitung und der Eschweiler Nachrichten. Dort sprach sich zwar eine Mehrheit gegen die Pläne aus. Allerdings durften die Teilnehmer*innen nicht nur jeweils eine einzige Stimme abgeben, sondern alle durften klicken, so oft sie wollten. Und mitmachen konnten auch Menschen, die noch niemals in Eschweiler gewesen sind. In der unter diesen Umständen selbstverständlich nicht repräsentativen Umfrage waren also Tor und Tür für Manipulationen und Verfälschungen geöffnet.
Anschließend haben die beiden Lokalblätter dann Reaktionen der Leser*innenschaft „gesammelt und in Fragen umgewandelt“. Einen ersten von zwei angekündigten Fragenkatalogen beantworten durften in der Ausgabe vom 12. März 2021 aber nur Politiker von SPD und CDU. Die Grünen, die den Umbau der Indestraße schon viel länger fordern als alle anderen, wurden nicht einbezogen. Deshalb beantwortet Dietmar Widell die Zeitungsfragen auf unserer Homepage.

Wohin weicht der Verkehr aus und warum ist die Mehrbelastung auf anderen Straßen den Umbau wert?
Der motorisierte Individualverkehr wird teilweise auf die Gartenstraße und die Talstraße ausweichen. Dies wird durch ein Verkehrsgutachten bestätigt. Ein erstes Gutachten kam vor etwa 20 Jahren zu dem gleichen Ergebnis. Mit den zusätzlichen Belastungen werden beide Straßen aber nicht überfordert. Der Nutzen - mehr Platz für Fußgänger*innen und Fahrradfahrer*innen, Aufwertung durch mehr Grünflächen an der Indestraße, Attraktivierung des Indeufers, Zusammenrücken der nördlichen und der südlichen Innenstadt -  ist aus unserer Sicht viel größer als die Nachteile. Endlich kann die Teilung der Innenstadt durch die Stadtautobahn größtenteils aufgehoben werden.

Welche Auswirkung hat der Ausbau der Indestraße auf die Feinstaubbelastung?
Weniger Verkehr wird auch die Feinstaubbelastung, die durch den motoriserten Verkehr verursacht wird, in diesem bereits als Umweltzone ausgewiesenen Bereich verringerm.

Wie bewerten Sie die Situation, wenn die A4 gesperrt wäre und wie häufig kommt das vor?
Die offizielle Umleitungsstrecke für diesen Fall führt seit Jahrzehnten von der Abfahrt Eschweiler-West über die Rue de Watrelos, die Alsdorfer Straße und die Aldenhovener Straße nördlich an Dürwiß vorbei zur Abfahrt Eschweiler-Ost. Hier könnte der Verkehr wesentlich schneller fließen als sich durch die Innenstadt zu quälen. Dass diese Strecke in vielen Navis immer noch nicht gespeichert ist, zeigt, welche Mängel bei der Aktualisierung herrschen. Aber egal, ob es nun zwei oder sechs Autobahnsperrungen im Jahr gibt: Es sind so wenige Fälle, dass diese keinesfalls ein Festhalten an der Indestraße in ihrer heutigen Form rechtfertigen. Vor der Schlachthofkurve in Richtung Weisweiler wird die Straße ja ohnehin schon zweispurig.

Woran scheitert die Testphase?
An der alten Ampelschaltung, an der alten Verkehrslenkung über die zu ändernden Einbahnstraßenregelungen und daran, dass bei Testphasen viele doch noch versuchen werden, auf der dann reduzierten Spurenzahl durchzukommen.

Woher kommt das Geld für den Umbau?
Grundsätzlich von uns selbst, vom Steuerzahler. Als Stadt hoffen wir aber auf erhebliche Fördermittel von Land und Bund.

Ist das Geld im Haushalt eingeplant? Und über welchen Zeitraum wird es von der Stadt wie finanziert?
Zur Zeit sind nur die Planungskosten im Haushalt eingeplant. Die Mittel für den Umbau werden nach den Förderzusagen eingestellt, vorher kann der Ausbau nicht beginnen. Der Zeitraum, über den die Stadt die Mittel, die ihr Anteil nach Abzug der Förderung ausmacht, hängt von der finanziellen Situation ab, in dem sich die Stadt bei Abrechnung der Baumaßnahme befindet, es wird jedoch wahrscheinlich über einen langfristigen Kommunalkredit mitfinanziert.

Müssen die Anlieger über KAG-Beiträge beteiligt werden?
Dazu wurden keine aktuellen Angaben gemacht, falls dies jedoch wider Erwarten der Fall sein sollte, werden die Beträge nicht hoch sein, da es sich um eine Hauptverkehrsstraße/ Landstraße handelt.

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