„Wer mehr Grün will, sollte nicht nur Widell wählen“

Kurz vor der Wahl am 14. September erläutert Bürgermeister-Kandidat Dietmar Widell, worauf es den Eschweiler Grünen ankommt.

Dietmar Widell bewirbt sich am 14. September als Bürgermeisterkandidat der Eschweiler Grünen um Ihre Stimme. An kommunalpolitischer Erfahrung mangelt es dem 66-jährigen Diplom-Verwaltungswirt im Ruhestand nicht. So gehörte Widell 1980 zu den Mitbegründern des grünen Ortsverbandes. Seit über 40 Jahren engagiert er sich im Stadtrat. Aktuell ist der Motorrad-Fan Fraktionssprecher von Bündnis 90/Die Grünen.

Am Sonntag hofft Dietmar zwar auf ein achtbares Ergebnis bei der Bürgermeister*innenwahl. Doch wichtiger als der persönliche Erfolg ist ihm ein gutes Ergebnis für die grünen Kandidat*innen bei der Stadtratswahl. Denn je mehr Stimmen die Bewerber*innen in den 25 Wahlbezirken sammeln, umso stärker wird die grüne Fraktion im nächsten Rat.

Dietmar steht auch auf Platz eins der Reserveliste für den Stadtrat, gefolgt von Joachim Röhrig, Horst Paul und Ortsverbandssprecherin Gaby Pieta. 2020 holten die Grünen fast acht Prozent und vier Ratsmandate. Seitdem bilden sie mit der SPD die konstruktiv und vertrauensvoll zusammenarbeitende rot-grüne Ratsmehrheit.

Welche Bilanz ziehst Du kurz vor dem Ende der fünfjährigen Koalition von Grünen und SPD im Eschweiler Stadtrat?

Corona, vor allem aber die verheerende Flut vom Juli 2021 hat uns vor gewaltige Herausforderungen gestellt, mit denen niemand rechnen konnte. Über Nacht wurden zahlreiche Schulen, Kitas, Sportstätten, Brücken und Straßen zerstört. Der Schaden an der städtischen Infrastruktur belief sich auf rund 165 Millionen Euro. Dazu kamen die vielen verwüsteten Keller, Wohnungen und Geschäfte. In dieser Extremsituation hatte die Mammutaufgabe des Wiederaufbaus für uns absolute Priorität. Die rot-grüne Mehrheit hätte gern mehr andere Dinge angepackt, musste aber manches zurückstellen. Es bleibt also noch einiges zu tun. Aber insgesamt, finde ich, hat unsere Stadt – also Bürger*innenschaft, Rat und Verwaltung – auch in größter Not gezeigt, dass Eschweiler stark ist.

Teile der Opposition sehen das anders und sprechen von verpassten Chancen…

Ja, ich kenne diese Floskeln. Man hätte „die ganze Stadt neu denken“, Gesamtkonzepte   erarbeiten, alles Mögliche ganz anders machen müssen usw. Tatsächlich war aber schnelles Handeln gefragt, und wir haben schnell, gut und nachhaltig gehandelt. Und es wurden ja auch noch andere Dinge auf den Weg gebracht. Das geht vom Ausbau der Skaterparks und der Planung eines neuen Jugendzentrums über den Einstieg in die kommunale Wärmeleitplanung und neue Wohnsiedlungen bis hin zu den Fahrradstraßen und dem Trinkbrunnen auf dem Marktplatz. Wer dennoch abschätzig sagt, Eschweiler sei in den vergangenen Jahren nur von Stillstand geprägt gewesen, geht nicht mit offenen Augen durch diese Stadt – eine Stadt, die längst nicht so schlecht ist wie manche sie darstellen. 

Was haben Du und die Grünen sich für die nächsten fünf Jahre vorgenommen?

Themen rund um den Klima-, Umwelt- und Naturschutz spielen in unserem Programm GRÜN MACHT ZUKUNFT die zentrale Rolle. Denn letztlich geht es immer um Menschenschutz, wenn man sich beispielsweise einsetzt für bessere Radwege, einen besseren ÖPNV, mehr E-Ladesäulen, mehr Photovoltaik, mehr Tempo 30 oder mehr Grün in der Stadt. Ganz wichtig uns neben der Förderung von sozialem Engagement, Kultur, Bildung, Integration und Sport der aktive Einsatz für ein friedliches und demokratisches Miteinander aller in Eschweiler lebenden Menschen.

Befürchtest Du, dass die Rechtsradikalen auch in Eschweiler stärker werden?

Davon muss man leider ausgehen. Umso wichtiger ist es, dass der neue Stadtrat diese Leute auch weiterhin rechts liegen lässt. Rassismus, Hetze und Ausgrenzung dürfen bei uns in Eschweiler keinen Platz finden. Und davon, dass gewisse Herren von rechtsdraußen auf ihren blauen Plakaten so freundlich lächeln, sollte sich niemand täuschen lassen.

Welche konkreten Vorhaben liegen Dir besonders am Herzen?

Wie so viele Bürgerinnen und Bürger hoffe auch ich, dass es mit dem Bau der noch nicht wiederhergestellten Schulen und mit dem neuen Sportzentrum Jahnstraße zügig vorangeht. Kurios finde ich, dass ausgerechnet die Gruppe, die am lautesten über Stillstand mosert, die Uhren bei der Schwimmhalle Jahnstraße um Jahre zurückdrehen will. Die weit gediehene Hallenbad-Planung ins Marktquartier zu verlagern und dort ganz von vorn anzufangen, obwohl der Stadt nicht einmal das Grundstück gehört, entspricht nach meinem Eindruck keineswegs dem Willen vieler Bürgerinnen und Bürger.

Wie schätzt Du deine Chancen bei der Bürgermeisterwahl ein?

Meine Chancen, diese Wahl zu gewinnen, tendieren gegen Null. Das ist mir aber ziemlich egal. Denn ich bin vor allem angetreten, um grünen Positionen im Wahlkampf Gesicht und Stimme zu geben. Medial wurde in den vergangenen Wochen alles sehr stark auf die Bürgermeister*innenwahl zugeschnitten. Doch tatsächlich wird Lokalpolitik in erster Linie immer noch im Stadtrat gemacht. Und genau dort wollen wir Grüne auch nach dem 14. September wieder mit einer starken Fraktion vertreten sein. Wer mehr Grün in Eschweiler will, sollte also nicht nur den Bürgermeister-Kandidaten Dietmar Widell wählen. Viel wichtiger ist Ihre Stimme für den Stadtratskandidaten Widell im Bezirk Bergrath-Nord und für die grünen Bewerber*innen in den anderen 24 Wahlbezirken.

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